Unsichtbares Gold sichtbar gemacht – Wie das RFA selbst mikroskopisch feine Goldpartikel nachweist

Unsichtbares Gold sichtbar gemacht – Wie das RFA selbst mikroskopisch feine Goldpartikel nachweist

In der Goldsuche geht es nicht immer um das sichtbare Glitzern in der Pfanne. Manchmal sind es gerade die unscheinbaren, mikroskopisch kleinen Hinweise, die die wichtigste Geschichte erzählen. In einer aktuellen Analyse habe ich eine Probe untersucht, die auf den ersten Blick unscheinbar erschien und stark mit "Eisengelb" – also eisenoxidischen Belägen überzogen, also kaum strukturierbar. 
Doch was passiert, wenn man genau diese Oberfläche systematisch freilegt und analysiert?

Gold unter dem Schleier
Nach einer gezielten Ultraschallreinigung zeigten sich unter dem Mikroskop winzige Goldpunkte – kaum 4 µm groß, eingebettet in einer kupferreichen Matrix. In der ersten RFA-Messung zeigte das Spektrum einen klaren Au-Mα-Peak bei ca. 2 cps. Was mich sofort interessierte.

Wie groß ist ein Goldpartikel, der 2 cps erzeugt?
Die Antwort war erstaunlich konsistent: Ein Partikel mit etwa 4 µm Durchmesser - siehe auch Bild - erzeugt rund 2 cps im Au-Mα-Bereich (~2,12 keV). Damit lässt sich eine erste Skalierung erstellen:
  • 10 cps → ca. 9 µm

  • 100 cps → ca. 28 µm

  • 1000 cps → ca. 89 µm

Doch genau hier ist Vorsicht geboten und deshalb auch dieser Wichtiger Hinweis.
Die cps-Werte ("counts per second") im RFA zeigen nicht direkt die Größe eines einzelnen Goldstücks an. Ein hoher Wert kann sowohl ein größeres Korn bedeuten – als auch mehrere feine Goldkörner, die zusammen den gleichen Wert erzeugen.

Kurz gesagt!
"Viel cps heißt nicht unbedingt großes Gold – es kann auch viele kleine Partikel bedeuten."

Zweite Reinigung bringt Klarheit.
Ich habe die exakt gleiche Stelle noch einmal mit Ultraschall behandelt, um das restliche Eisengelb zu entfernen. Danach wurde die gleiche Stelle erneut gemessen – das Eisen verschwand nahezu komplett aus dem Spektrum, doch das Goldsignal blieb nahezu unverändert (2,23 cps bei Au-Lα).

Das bedeutet?
Das Gold war von Anfang an da – nur eben verdeckt. Erst die Reinigung legte es frei. Die RFA hat es trotzdem gemessen, auch wenn das Signal zuvor etwas gedämpft war.

Warum das relevant ist?

Wenn Geologen über "Gold im Gestein" schreiben, dann ist oft genau dieses Gold gemeint: mikroskopisch fein verteilt, disseminiert, nicht waschbar, aber geologisch entscheidend. 
Es ist das Gold, das die Lagerstättenstruktur abbildet. Nicht das Plättchen im Bach, sondern der Ursprung tief im Gestein.

Geologischer Hintergrund.
Die analysierte Probe stammt aus einer Lagerstätte im Bereich der Glemmtal-Einheit, einem Teil des Tirolisch-Norischen Deckensystems. Die Lagerstätte ist klein, aber bemerkenswert. 
Sie gehört zu einem polymetallischen Kieserzbezirk mit stratiformer Lagerstättenform und besteht aus Buntmetallerz mit Kupfer, Pyrit und Gold.

Gold im Gestein - Cu (grün) und Au-disseminiert - weiß markiert


Die Matrix besteht aus tholeiitischen Metavulkaniten, begleitet von Schwarzschiefern und metasomatisch geprägten Sedimenten. Der geochemische Kontext ist geprägt von hydrothermaler Aktivität entlang tektonischer Störungen und genau auf einer solchen Störung liegt auch die untersuchte Probe.
Die Au-Vererzung wird in der Literatur als disseminiert beschrieben und genau das zeigt sich auch mikroskopisch. 
Gold als mikrometergroße Einschlüsse, verteilt in der Kupfermatrix. Eisenoxide wie Goethit oder Limonit („Eisengelb“) verdecken das Gold an der Oberfläche, können aber durch Ultraschall entfernt werden und genau das habe ich auch getan. Man sieht das Au vor lauter Eisengelb nicht, wer so etwas mal erlebt hat, der versteht mich - hehe.
 

Gesteinsprobe - Cu (grün) - Au-disseminiert

Die Bildung steht im Zusammenhang mit einer submarinen Hydrothermalität, die während der Ausbildung tholeiitischer Vulkanite aktiv war. Solche Bedingungen begünstigen eine frühe und feinstkörnige Ausfällung von Au in Verbindung mit Pyrit, Chalkopyrit und lokal auch Sphalerit.

Fazit!
Disseminiertes Gold ist messbar. Sichtbar. Nachweisbar. Nicht im Bach, sondern im Gestein. Und wer das Zusammenspiel aus Mikroskop, RFA und Probenvorbereitung versteht, kann Gold entdecken, wo andere nur "nichts" sehen.

Mein Gedanke dazu.
Wer die moderne Prospektion ernst nimmt, kombiniert Mikroskopie, Laboranalyse und geologische Karteninterpretation zu einem Gesamtbild. Genau das ist der Schlüssel! Nicht das einzelne Korn zählt, sondern der geologische Kontext, der es erklärt.

Ich suche nicht nach Gold. Ich suche nach dem System dahinter. Mich interessiert nicht der bloße Fund, sondern die Geschichte, die er erzählt, die tektonische Umgebung, die lithologische Voraussetzung, die geochemischen Signale, die auf eine größere Wahrheit hindeuten.

Ich will wissen, woher das Gold kommt, warum es an genau dieser Stelle konzentriert ist und wie es sich innerhalb des Gesteins verteilt hat. Ist es Zufall, dass ein Partikel sichtbar wurde, oder ist es Ausdruck eines übergeordneten metallogenen Zusammenhangs?

Disseminiertes Gold ist für mich weit mehr als ein Analyseergebnis. Es ist der geochemische Fingerabdruck eines geologischen Systems. Wenn ich es finde, dann sehe ich nicht einfach nur ein Edelmetall. Ich sehe tektonische Linien, entlang derer einst Fluide aufstiegen. Ich sehe Gesteine, die aufgrund ihrer Mineralogie in der Lage waren, Gold aufzunehmen und festzuhalten. Ich erkenne die zeitliche Abfolge von Ereignissen, die zur Mineralisation führten, und ich lese aus den Spurenelementen die Chemie jener hydrothermalen Lösungen, die dieses Gold einst transportierten.

Erst wenn ich all das verstanden habe und wenn sich das System als schlüssig zeigt, erst dann kommt für mich der Bachlauf ins Spiel. Dann beginne ich zu waschen. Aber nicht, weil ich hoffe, etwas zu finden. Sondern weil ich es belegen kann.

Das Gold im Bach ist für mich nicht der Anfang, sondern das Ergebnis einer geologischen Spurensuche. Und genau deshalb suche ich nach Gold - auch wenn es nur disseminiert ist.

Denn wer das System erkennt, hat nicht nur das Gold gefunden, sondern auch seinen Ursprung verstanden - und somit auch Freiheit durch Gold verstanden.

Keine Kommentare:

×