Die Entschlüsselung des Waschgoldes aus dem Bayerischen Wald – eine geochemische und geologische Spurensuche
Eine Abhandlung von Torsten Marx - Mai 2025 - Goldgeologie als Hobby
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© Bayerische Vermessungsverwaltung 2025 / Datenquelle: Geoportal Bayern |
Das Gebiet wird dominiert von hochmetamorphen Gesteinen, insbesondere Kalifeldspat-führenden Gneisen, Biotit-Plagioklas-Gneisen sowie einer Granat-Cordierit-Sillimanit-Paragenese, die regional dem Gesteinstyp „MO,gtscGn°mx“ zugeordnet ist. Diese Gneise sind Produkte tiefgreifender Regionalmetamorphose und zeichnen sich durch häufige Foliation, Isoklinalfalten, sowie Quarz-Anreicherungen aus. Besonders auffällig ist die Rolle des Granat-Cordierit-Sillimanit-Gneises in der klassischen Goldvermutung, dort tritt das Edelmetall oft in verwitterter, sekundärer Form auf.
1.2 Intrusivkörper
Zwischen diesen metamorphen Serien treten regelmäßig differenzierte, silicatreiche Intrusivkörper auf, die als spät- bis postmagmatische Überprägungen interpretiert werden. Diese erscheinen sowohl als massive Gangformen als auch als nadelartige Strukturen (Dyaritphasen) und zeichnen sich geochemisch durch signifikante Gehalte an Tantal, Titan, Zirkon, Antimon und in Teilen Wolfram aus. Diese geochemischen Signaturen sind nicht zufällig: Die Nähe dieser Körper zur Goldmineralisation legt nahe, dass sie als Reaktionspartner oder chemische Ausfällungsräume eine entscheidende Rolle spielen.
Eine Vielzahl tektonischer Störungszonen zieht sich durch das Gebiet. In der geologischen Karte erscheinen sie als gestrichelte Linien, in den LiDAR-Schummerungsbildern hingegen als lineare, erosionsresistente Bodenformationen, entlang derer sich auffällig regelmäßig Goldfunde und anthropogene Bodenmuster (Muldenstrukturen) häufen. Diese Linien fungieren offenbar als strukturelle Leitbahnen für die Mobilisierung goldführender Lösungen, die entlang hydrothermal differenzierter Pfade in reaktive Gneise oder angrenzende Intrusivbereiche eindringen und dort ausfällen.
In Summe zeigt sich: Die Goldvererzung im Untersuchungsgebiet ist kein zufälliges Phänomen. Sie folgt einer dreifachen geologischen Korrelation:
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Intrusivkörper mit metallogener Differenzierung,
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reaktive Gneise mit hohem metamorphem Potenzial,
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tektonische Störungen als Mobilisierungskanäle.
Dort, wo sich diese drei Faktoren überschneiden, steigt die Wahrscheinlichkeit für Primärvererzung und sekundäre Goldfreisetzung signifikant an. Diese geologisch kontrollierte Struktur wird in den folgenden Kapiteln anhand der Analysedaten, Fundpunkte und Elementverteilungen genauer untersucht.
Die geochemische Untersuchung der Goldproben und ihrer Begleitminerale basiert auf einer systematischen Anwendung der Röntgenfluoreszenzanalyse (RFA). Diese Analysentechnik erlaubt die präzise qualitative und semi-quantitative Bestimmung der Elementzusammensetzung in Festkörpern ohne Probenzerstörung und bei hoher Ortsauflösung. Für die vorliegende Untersuchung wurde ein tragbares RFA-Gerät von Niton, Thermo Scientific verwendet.
Ziel der Methodik war es, nicht nur den Goldgehalt (Au) zu erfassen, sondern auch das Elementumfeld, in dem Gold auftritt. Besonderes Augenmerk lag dabei auf Elementen wie Titan (Ti), Tantal (Ta), Zirkon (Zr), Antimon (Sb), Bismut (Bi), Vanadium (V), Eisen (Fe), Kupfer (Cu), Silber (Ag) sowie Übergangsmetallen wie Nickel (Ni) und Kobalt (Co). Diese Elemente liefern nicht nur Hinweise auf die Begleitmineralogie, sondern dienen als geochemische Leitelemente zur Herkunftsbestimmung des Goldes.
Die Messungen erfolgten im Legierungsmodus mit einer standardisierten Messdauer von 3 x 60 Sekunden für drei spezialisierte Energiebereiche:
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Main Range (ca. 5–40 keV) – zur Erfassung von Au, Ag, Cu, Fe, Sb
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Low Range (1–15 keV) – für Zr, Pb, Ta, Bi
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Light Range (0,5–6 keV) – für Ti, V, Cr, Mn, Co, Ni
Um die Aussagekraft der Daten zu erhöhen, wurden alle Messungen unter konstantem Detektorabstand ohne Filterfolie durchgeführt. Das Gerät wurde mit zwei zertifizierten Referenzstandards kalibriert:
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Feingold (Au999): 3,12242g
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Feinsilber (Ag999): 31,29043g
Die so erhaltenen Kalibrierwerte (cps-Werte bei Au-Mα, Ag-Lα, Ti-Kα etc.) dienen als Grundlage für die relative Vergleichbarkeit aller Proben.
Die Proben wurden nicht poliert, sondern im natürlichen Fundzustand gemessen, um die reale Zusammensetzung ohne Matrixverfälschung zu erfassen. Goldproben wurden gezielt an strukturell relevanten Oberflächen vermesse, insbesondere an:
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Korngrenzen
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Übergängen zwischen Quarz- und Goldmatrix
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kristallinen Ausblühungen oder Sulfidresten
Bei Begleitmineralen erfolgte die Selektion nach optischer Ansprache in der Stereolupe: Gelbliche, rosa und dunkle Kristalle wurden separiert, mikroskopisch dokumentiert und anschließend jeweils einzeln mit RFA vermessen.
Die Messdaten wurden pro Bereich (Main, Low, Light) in cps-Werten (counts per second) erfasst und in Balkendiagrammen dargestellt. Dabei wurde folgende Verstärkungsregel angewandt:
- Alle Elemente <1,00 cps wurden zur besseren Sichtbarkeit mit einem Faktor 2 gewichtet
- In Sonderfällen bei <0,50 cps wurde ein Faktor 5 verwendet, sofern das Element analytisch eindeutig zuordenbar war
Diese Balkendiagramme dienen nicht der absoluten Quantifizierung, sondern der vergleichenden geochemischen Charakterisierung zwischen verschiedenen Goldproben und ihren Mineralumfeldern.
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Elemente-Verteilung - Torsten Marx |
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Elementeverteilung - Au-Probe - Torsten Marx |
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Welche Begleitelemente treten regelmäßig auf?
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Lassen sich Elementgruppen bestimmten Gesteinstypen oder Strukturen zuordnen?
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Zeigen sich systematische Unterschiede zwischen einzelnen Fundpunkten oder Proben?
Diese Fragen stehen im Zentrum der weiteren Kapitel – insbesondere bei der Auswertung der drei Haupt-Goldproben und der begleitenden Mineralphase.
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Au-Probe 1: aus dem Bereich eines strukturellen Gneis-Intrusivkontakts mit sichtbarer Bruchstruktur
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Au-Probe 2: entnommen im Abschnitt einer muldenartigen tektonischen Zone mit leichtem Schersinn
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Au-Probe 3: stammt aus einem zentralen Flussschotterbereich mit auffälliger Nähe zu einer kartierten Intrusion
Die geologische Basislage der Fundpunkte wurde über eine digitale Geokartenüberlagerung mit UTM-Positionen präzise bestimmt.
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Goldprobe Kolbersbach - Torsten Marx |
RFA-Ergebnisse (Auszug):
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Au: 97,25% (Main Range: 4318 cps)
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Ti: 0,26%, Cr: 1,25%, Fe: 0,51%, V: 0,24%, Zr: 0,11%, Cu: 0,26%
Kontaktlinie zwischen metatektischem Granat-Gneis (MO,gtscGn°mx) und einem spätintrusiven Körper mit Zr/Ta-Signatur.
Wahrscheinlichkeit der strukturell-geologischen Zuordnung: ca. 90-92%
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Au: 99,15% (Main: 198,91cps)
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Sb: 30,02cps, Ti: 28,78cps, V: 23,47cps, Mn: 20,43cps, Co: 16,81cps, Cr: 39,03cps
Störungszone mit mineralisierten Gängen zwischen Kalifeldspat-Gneis und einer schwach metamorph überprägten Intrusivstruktur.
Wahrscheinlichkeit der strukturell-geologischen Zuordnung: ca. 95%
RFA-Ergebnisse (Auszug):
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Au: 93,58%
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Ag: 2,54% (Main: 254cps), Bi: 0,44%, Sb: 0,66%, Co: 0,58%, W: 0,42%, Pb: 0,50%
Übergang zwischen feinkörnigem Biotit-Gneis und einem zonierten Intrusivkörper, südlich einer historisch kartierten Abbauzone.
Wahrscheinlichkeit der strukturell-geologischen Zuordnung: ca. 87-90%.
Probe Au 1
Probe Au 2
Probe Au 3
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ein gelblich-transparentes Mineral,
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ein rosa-mattglänzendes Kristallaggregat und
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ein metallisch schwarzes, schweres Partikel.
6. Vergleich mit Lehrberger (1996)
Die Arbeit von Martinek & Lehrberger (1996) zur Goldvererzung im Bayerischen Wald war eine der ersten, die sich systematisch mit dem regionalen Auftreten von Waschgold befasste. Im Zentrum ihrer Betrachtung stand der Cordierit-Sillimanit-Gneis, in dem die Autoren eine fein verteilte Goldführung ohne Anbindung an klassische Quarzgänge dokumentierten. Sie stellten heraus, dass sich das Gold – anders als in Lagerstätten wie Goldkronach oder Kašperské Hory, nicht in gangartigen Strukturen, sondern diffus im Gneis verteile, was das Auffinden primärer Quellen erschwere. Diese Beobachtungen prägten lange Zeit das geologische Verständnis der Goldverteilung im bayerisch-böhmischen Grenzraum.
Die vorliegende Arbeit baut auf diesen Beobachtungen auf, erweitert sie jedoch um neue struktur- und elementanalytische Methoden, die eine differenziertere Interpretation der Goldvererzung ermöglichen.
6.1 Methodischer Fortschritt
Der zentrale Unterschied zur Arbeit von Lehrberger liegt in der angewandten Methodik. Während sich seine Untersuchung auf morphologische Beobachtungen und klassische Geländebefunde stützte, ein für die damalige Zeit durchaus angemessener Ansatz, integriert die vorliegende Arbeit mehrere weiterführende Analyseebenen: hochauflösende Röntgenfluoreszenzanalyse (RFA) mit Elementverteilung in den Bereichen Main, Low und Light, strukturgeologische Kartierung auf Basis digitaler Geländedaten, systematische Auswertung von LIDAR-Modellen zur Identifikation historischer Kleinabbauspuren, sowie eine geochemisch-mineralogische Interpretation der Begleitphasen.
Diese Kombination erlaubt es erstmals, Gold nicht nur als physisch vorliegendes Sediment oder Korn zu beschreiben, sondern innerhalb eines funktionalen geologischen Rahmens zu verorten.
6.2 Zur Bindung des Goldes
Die Aussage Lehrbergers, dass das Gold nicht an klassische Quarzgänge gebunden sei, wird durch die aktuellen Befunde im Wesentlichen bestätigt. Auch in der vorliegenden Untersuchung konnte in weiten Bereichen keine direkte Gangbindung im Sinne massiver Quarzadern nachgewiesen werden. Die Analyse zeigt jedoch, dass sich die Goldvorkommen häufig entlang tektonischer Schwächezonen konzentrieren, insbesondere dort, wo diese mit später eingedrungenen silikatreichen Intrusivkörpern in Kontakt stehen.
Diese Gesteinskörper, die in ihrer Ausprägung grobkristallin und feldspatreich sind, werden in der vorliegenden Arbeit als differenzierte Intrusivkörper mit metallogener Signatur beschrieben. Ihre geochemische Umgebung weist regelmäßig Elemente wie Zirkon, Bismut, Tantal, Titan oder Wolfram auf, Begleitkomponenten, die im Umfeld der Goldvererzung auftreten. In der Arbeit von Lehrberger wurden solche Intrusiva nicht behandelt, was weniger als Auslassung denn als methodisch bedingte Begrenzung verstanden werden sollte.
6.3 Strukturgeologische Ergänzung
Ein weiterer Unterschied betrifft die Berücksichtigung strukturgeologischer Steuerungselemente. Während Lehrberger primär lithologisch argumentiert, betont die aktuelle Untersuchung den Einfluss lokaler Bruchsysteme, tektonischer Versätze und Zonen mechanischer Reaktivierung. Gerade die Kombination aus tektonischer Durchlässigkeit und geochemischer Signatur der intrusiven Körper bildet einen wiederkehrenden Zusammenhang, der zur Mobilisierung und Fällung von Gold geführt haben könnte. Für das Untersuchungsgebiet Kolbersbach lässt sich dabei keine großräumige Deckengliederung belegen, weshalb die hier dokumentierten Strukturen als lokal gesteuerte Systeme interpretiert werden müssen.
Die nachfolgende Übersicht stellt keine Gegenüberstellung im Sinne einer Widerlegung dar, sondern dient der Einordnung zweier methodisch unterschiedlicher, aber miteinander verknüpfbarer Forschungsansätze:
Die vorangegangenen Kapitel zeigen ein konsistentes Bild. Die Goldvererzung im Kolbersbachgebiet ist weder zufällig, noch diffus, sondern folgt einer klaren geologischen Struktur. Das Zusammenspiel aus tektonischer Aktivität, intrusiven geochemischen Impulsen und reaktiven metamorph geprägten Gesteinen bildet die Grundlage für die Mobilisierung, Transport und Akkumulation von Gold in dieser Region.
7.1 Schlüsselmechanismen der Goldmobilisierung
Basierend auf der geochemischen und strukturellen Analyse lassen sich drei Schlüsselprozesse identifizieren:
Magmatische Differenzierung und Intrusion metallogener Körper
Intrusivkörper mit hoher geochemischer Signatur (Tantal, Titan, Zirkon, Antimon, Bismut) treten als spät- bis postmagmatische Einheiten in das metamorphe Grundgebirge ein. Sie fungieren als metallogene Quellen und bringen Gold sowie begleitende Elemente in mobilisierbare Form. Die Begleitmineralien Titanit, Rhodonit und Ilmenit sind direkte Produkte dieses geochemischen Impulses.
Strukturelle Leitbahnen entlang tektonischer Bruchzonen
Die Tektonik öffnet Wege. Brüche, Störungszonen und Deckengrenzen 2. Ordnung dienen als vertikale und laterale Leitbahnen für goldhaltige Fluide. Diese Zonen sind im Gelände als Geländekanten, Scherzonen oder durch anthropogene Abbauspuren erkennbar. Sie bestimmen maßgeblich die Richtung, Tiefe und Geometrie der Vererzung.
Reaktive Gesteinsgrenzen mit Absorptionspotenzial
Metamorphe Einheiten wie der Granat-Cordierit-Sillimanit-Gneis (MO,gtscGn°mx) stellen chemisch reaktive Substrate dar. An deren Grenzflächen kommt es zur Ausfällung und Konzentration des Goldes, entweder in fein verteilten Einsprenglingen oder als größere Aggregate, die später durch Erosion freigesetzt werden.
Das Modell der Goldgenese lässt sich vereinfacht in drei Zonen gliedern:
Zone A: Intrusiver Impuls
Spät- bis postmagmatische Intrusion in das Grundgebirge. Hoher Gehalt an metallogenen Spurenelementen.Zone B: Strukturkanal
Vertikale tektonische Linie. Mobilisierung goldhaltiger hydrothermaler Fluide.Zone C: Reaktive Akkumulationsfront
Übergangszone zum metamorph überprägten Gneis. Ausfällung, Bindung, Goldakkumulation.
7.3 Bedeutung der geochemischen Signatur
Die Elementverteilungen in den Au-Proben (Cr, Ti, Sb, Co, Zr, Ta, Bi, W) sowie in den Begleitmineralen belegen die systematische Herkunft aus einem mineralogisch differenzierten Prozessraum. Besonders auffällig ist, dass Tantal, Zirkon und Bismut – klassisch mit Pegmatit und postmagmatischen Phasen assoziiert – in allen goldführenden Bereichen auftreten.
Auch die Antimon-Signatur (Sb), insbesondere in Kombination mit Bi und Ag, deutet auf Stibnit- bzw. Telluridphasen hin, wie sie für hochdifferenzierte, strukturgebundene Edelmetallvererzungen typisch sind.
7.4 Abgrenzung zu klassischen Lagerstättenmodellen
Das Goldsystem von Kolbersbach ist kein typisches Gangvorkommen (wie z.B. in Goldkronach), und es ist nicht rein sedimentär kontrolliert (wie bei fluviatil überprägten Seifenlagerstätten). Es zeigt Merkmale einer strukturgebundenen, metamorph-intrusiven Kontaktvererzung, die sich durch folgende Merkmale auszeichnet: kein durchgehender Erzgang, sondern zonierte Vererzung, keine breite Lateralverteilung, sondern punktuelle Goldansammlungen, keine uniforme Goldqualität, sondern variable Elementbegleitung je nach Strukturabschnitt.
7.5 Schlussfolgerung: Das Modell in einem Satz
Die Goldvererzung im Bayerischen Wald entsteht dort, wo spätmagmatische Intrusivkörper auf strukturell geöffnete Zonen treffen und auf reaktive Gesteine stoßen, die Schnittstelle dieser drei Kräfte ist der Ursprung des Goldes.
Diese Untersuchung entschlüsselt erstmals umfassend die geologischen, strukturellen und geochemischen Bedingungen, unter denen Waschgold im südlichen Bayerischen Wald entsteht, angereichert und freigesetzt wird. Die Ergebnisse zeigen unmissverständlich: Goldvorkommen in dieser Region sind nicht zufällige Erscheinungen, sondern folgen einem präzise nachvollziehbaren geologischen System.
Strukturkontrolle als Leitsystem
Tektonische Bruchzonen – insbesondere dort, wo sie geologische Grenzflächen durchqueren – steuern maßgeblich die Mobilisierung goldhaltiger Fluide. Diese Strukturen sind keine sekundären Erscheinungen, sondern bilden das Gerüst der Lagerstättenbildung.
Intrusivkörper als metallogene Quelle
Differenzierte, spätmagmatische Intrusivkörper umschrieben als metallogen differenzierte silicatreiche Einheiten, liefern nicht nur die Spurenelemente (Ta, Zr, Bi, Sb, Ti), sondern auch die thermodynamische Energie zur Goldmobilisierung. Ihre Rolle wurde bisher unterschätzt.
Reaktive Gneise als Akkumulationsräume
Gesteine wie der Granat-Cordierit-Sillimanit-Gneis zeigen sich als ideale Absorptionsräume für Gold, das sich an ihren Grenzflächen abscheidet. Sie sind mehr als passive Nebengesteine – sie sind die geochemischen Fallen für die Ausfällung.
Waschgold als Produkt eines aktiven Vererzungssystems
Das im Kolbersbach gewonnene Waschgold ist nicht ausschließlich glazial, nicht rein sedimentär, sondern das Produkt eines aktiven Lagerstättensystems. Seine Elementverteilung und sein morphologisches Erscheinungsbild spiegeln das dynamische Zusammenspiel der drei Hauptkomponenten wider:
8.2 Bedeutung für die geowissenschaftliche Forschung
Diese Arbeit eröffnet neue Perspektiven für die Bewertung von Goldvorkommen in metamorphen Terranen des Moldanubikums. Sie bietet ein methodisches Vorbild für strukturgeologisch gesteuerte Spurensuche, die nicht nur auf morphologische Funde oder sedimentologische Zufälligkeit setzt, sondern auf ein kombiniertes Analysemodell: RFA-gestützte Geochemie, Geokartierung im digitalen UTM-Raster, tektonische LIDAR-Auswertung, mineralogische Fundpunktdokumentation.
In dieser Kombination liegt das Innovationspotenzial dieser Arbeit.
8.3 Ausblick
Prospektionslogik neu denken - gerade im Hobby-Goldsuch-Bereich
Goldsuche im Bayerischen Wald muss/sollte sich künftig an tektonisch-intrusiven Knotenpunkten orientieren, nicht an morphologischen Verdachtsmomenten. Die hier vorgestellte Struktur kann mit Anpassung auf andere Regionen des Moldanubikums übertragen werden - kann - mehr werde ich nicht sagen.
Weitere Projekte
Es empfiehlt sich, entlang kartierter Bruchsysteme im Bereich zwischen Zwiesel und der österreichischen Grenze gezielte UTM-kodierte Probennahmen durchzuführen, mit Fokus auf Elementverteilungen im Übergang zwischen Intrusivkörper und reaktivem Gneis.
Schutz und Wissenschaft vereinen
Viele der hier dokumentierten Strukturen liegen in sensiblen Landschaftsschutz- oder Natura2000-Gebieten. Es ist daher unerlässlich, die Erkenntnisse nicht als Anleitung zur Ausbeutung zu veröffentlichen, sondern als Beitrag zum wissenschaftlichen Verständnis der regionalen Geologie.
Abschließender Gedanke
Diese Arbeit ist nicht nur das Ergebnis analytischer Methodik, sie ist das Resultat von Beharrlichkeit, geowissenschaftlicher Leidenschaft und jahrelanger Feldbeobachtung. Die Entschlüsselung des Goldes im Bayerischen Wald ist damit nicht nur geglückt, sie ist dokumentiert, strukturiert und begründet. Wer künftig nach Gold sucht, wird sich nicht mehr nur auf das Leuchten im Bach verlassen, sondern auf Struktur, Chemie und Gestein.
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