Die Entschlüsselung des Waschgoldes aus dem Bayerischen Wald – eine geochemische und geologische Spurensuche

 

Die Entschlüsselung des Waschgoldes aus dem Bayerischen Wald – eine geochemische und geologische Spurensuche
Eine Abhandlung von Torsten Marx - Mai 2025 - Goldgeologie als Hobby

Die Goldsuche im Bayerischen Wald ist für mich mehr als ein Hobby, sie ist ein Jahrzehnte übergreifendes Forschungsprojekt, eine persönliche Reise und zugleich ein wissenschaftliches Experiment. Seit dem Jahr 2012 widme ich mich der Frage, woher das Gold in den Bächen und Schottern dieser Region stammt. Was ursprünglich mit der klassischen Waschpfanne begann, entwickelte sich rasch zu einer strukturgeologischen Spurensuche, bei der es längst nicht mehr nur um den Glanz einzelner Körner geht, sondern um ihre Herkunft, Verteilung und geologische Einbettung.

Über viele Jahre hielt sich in der regionalen Goldprospektion eine scheinbar bewährte Annahme: Das Gold des Bayerischen Waldes sei diffus verteilt, seine primären Quellen verborgen oder längst erodiert. Frühere Arbeiten, insbesondere die Untersuchung von Lehrberger (1996), beschrieben Goldvererzungen im Cordierit-Sillimanit-Gneis, die sich nicht an klassische Gangsysteme knüpfen lassen. Doch was, wenn diese Interpretation nicht vollständig war? Was, wenn das Gold einer übergeordneten geologischen Logik folgt, die sich erst durch moderne Analysemethoden sichtbar machen lässt? 

Die vorliegende Arbeit stellt den Versuch dar, genau diese Logik zu entschlüsseln und sie tut dies mit einem Methodenmix, der so bislang in der regionalen Prospektion, als Hobby wohlgemerkt, kaum zur Anwendung kam. Digitale Geokarten, hochauflösende LiDAR-Topografie, systematische RFA-Elementanalysen (Main, Low, Light), historische Spuren und mineralogische Begleitdiagnostik werden zu einem integrativen Modell kombiniert.

Diese Abhandlung erhebt nicht den Anspruch, endgültige Antworten zu liefern, aber sie dokumentiert erstmals systematisch die räumliche, geochemische und strukturelle Signatur des Waschgoldes im südlichen Bayerischen Wald und sie zeigt, dass die klassische Vorstellung vom „zufällig freigewaschenen Gold“ einer geologisch nachvollziehbaren Strukturierung weicht. Genau diese neue Perspektive ist es, die ich in den folgenden Kapiteln darstellen möchte. Und, ich möchte besonders betonen, dass die Abhandlung als Hobby zu sehen ist.

1. Geologischer Rahmen
Das Untersuchungsgebiet liegt im südöstlichen Teil von Bayerisch Eisenstein des Bayerischen Waldes (Kolbersbach) und gehört tektonisch zur Einheit des Moldanubikums sensu stricto. Es handelt sich dabei um eine Region, die durch hohe strukturelle Komplexität geprägt ist. Auffällig ist insbesondere die enge Verzahnung von metamorphen Gesteinseinheiten, tektonischen Zonen, spät- bis postvariszischen Intrusionen und tektonisch differenzierenden Störungen, deren Wechselwirkungen offenbar eine Schlüsselrolle in der Goldmobilisierung und -akkumulation spielen.

© Bayerische Vermessungsverwaltung 2025 / Datenquelle: Geoportal Bayern

Die überlagerte Auswertung digitaler geologischer Karten, historischem Kartenmaterial sowie modernster LiDAR-Reliefbilder zeigt eine auffallende Korrelation: Überall dort, wo
Störungslinien geologische Einheiten schneiden, treten systematisch anthropogene Bodenformen auf, die historisch mit Kleinbergbauaktivitäten assoziiert sind – sogenannte regelhaft angeordnete anthropogene Bodenstrukturen. Dies deutet auf ein wiederkehrendes geologisches Muster hin, bei dem Struktur, Lithologie und intrusive Überprägung gemeinsam als Grundlage für die Goldmineralisation wirken.

1.1 Metamorphe Gesteine
Das Gebiet wird dominiert von hochmetamorphen Gesteinen, insbesondere Kalifeldspat-führenden Gneisen, Biotit-Plagioklas-Gneisen sowie einer Granat-Cordierit-Sillimanit-Paragenese, die regional dem Gesteinstyp „MO,gtscGn°mx“ zugeordnet ist. Diese Gneise sind Produkte tiefgreifender Regionalmetamorphose und zeichnen sich durch häufige Foliation, Isoklinalfalten, sowie Quarz-Anreicherungen aus. Besonders auffällig ist die Rolle des Granat-Cordierit-Sillimanit-Gneises in der klassischen Goldvermutung, dort tritt das Edelmetall oft in verwitterter, sekundärer Form auf.

1.2 Intrusivkörper
Zwischen diesen metamorphen Serien treten regelmäßig differenzierte, silicatreiche Intrusivkörper auf, die als spät- bis postmagmatische Überprägungen interpretiert werden. Diese erscheinen sowohl als massive Gangformen als auch als nadelartige Strukturen (Dyaritphasen) und zeichnen sich geochemisch durch signifikante Gehalte an Tantal, Titan, Zirkon, Antimon und in Teilen Wolfram aus. Diese geochemischen Signaturen sind nicht zufällig: Die Nähe dieser Körper zur Goldmineralisation legt nahe, dass sie als Reaktionspartner oder chemische Ausfällungsräume eine entscheidende Rolle spielen.

Um wissenschaftliche wie publizistische Neutralität zu wahren, werden die "Intrusivkörper" in der weiteren Analyse nicht als „genau Gesteinsgeologie“ bezeichnet, sondern als differenzierte Intrusivkörper mit metallogener Signatur umschrieben.
(Ich möchte einfach nur verhindern, dass diesbezüglich kein Goldrun auf/in diese Geologie stattfindet.)

1.3 Tektonische Strukturkontrolle
Eine Vielzahl tektonischer Störungszonen zieht sich durch das Gebiet. In der geologischen Karte erscheinen sie als gestrichelte Linien, in den LiDAR-Schummerungsbildern hingegen als lineare, erosionsresistente Bodenformationen, entlang derer sich auffällig regelmäßig Goldfunde und anthropogene Bodenmuster (Muldenstrukturen) häufen. Diese Linien fungieren offenbar als strukturelle Leitbahnen für die Mobilisierung goldführender Lösungen, die entlang hydrothermal differenzierter Pfade in reaktive Gneise oder angrenzende Intrusivbereiche eindringen und dort ausfällen
.

1.4 Fazit zum geologischen Rahmen
In Summe zeigt sich: Die Goldvererzung im 
Untersuchungsgebiet ist kein zufälliges Phänomen. Sie folgt einer dreifachen geologischen Korrelation:
  1. Intrusivkörper mit metallogener Differenzierung,

  2. reaktive Gneise mit hohem metamorphem Potenzial,

  3. tektonische Störungen als Mobilisierungskanäle.

Dort, wo sich diese drei Faktoren überschneiden, steigt die Wahrscheinlichkeit für Primärvererzung und sekundäre Goldfreisetzung signifikant an. Diese geologisch kontrollierte Struktur wird in den folgenden Kapiteln anhand der Analysedaten, Fundpunkte und Elementverteilungen genauer untersucht.

2. Methodik der geochemischen Analyse
Die geochemische Untersuchung der Goldproben und ihrer Begleitminerale basiert auf einer systematischen Anwendung der Röntgenfluoreszenzanalyse (RFA). Diese Analysentechnik erlaubt die präzise qualitative und semi-quantitative Bestimmung der Elementzusammensetzung in Festkörpern ohne Probenzerstörung und bei hoher Ortsauflösung. Für die vorliegende Untersuchung wurde ein tragbares RFA-Gerät von Niton, Thermo Scientific verwendet. 

Ziel der Methodik war es, nicht nur den Goldgehalt (Au) zu erfassen, sondern auch das Elementumfeld, in dem Gold auftritt. Besonderes Augenmerk lag dabei auf Elementen wie Titan (Ti), Tantal (Ta), Zirkon (Zr), Antimon (Sb), Bismut (Bi), Vanadium (V), Eisen (Fe), Kupfer (Cu), Silber (Ag) sowie Übergangsmetallen wie Nickel (Ni) und Kobalt (Co). Diese Elemente liefern nicht nur Hinweise auf die Begleitmineralogie, sondern dienen als geochemische Leitelemente zur Herkunftsbestimmung des Goldes.

2.1 Gerätekonfiguration und Messverfahren
Die Messungen erfolgten im Legierungsmodus mit einer standardisierten Messdauer von 3 x 60 Sekunden für drei spezialisierte Energiebereiche:
  • Main Range (ca. 5–40 keV) – zur Erfassung von Au, Ag, Cu, Fe, Sb

  • Low Range (1–15 keV) – für Zr, Pb, Ta, Bi

  • Light Range (0,5–6 keV) – für Ti, V, Cr, Mn, Co, Ni

Um die Aussagekraft der Daten zu erhöhen, wurden alle Messungen unter konstantem Detektorabstand ohne Filterfolie durchgeführt. Das Gerät wurde mit zwei zertifizierten Referenzstandards kalibriert:

  • Feingold (Au999): 3,12242g

  • Feinsilber (Ag999): 31,29043g

Die so erhaltenen Kalibrierwerte (cps-Werte bei Au-Mα, Ag-Lα, Ti-Kα etc.) dienen als Grundlage für die relative Vergleichbarkeit aller Proben.

2.2 Probenaufbereitung und Messpositionen
Die Proben wurden nicht poliert, sondern im natürlichen Fundzustand gemessen, um die reale Zusammensetzung ohne Matrixverfälschung zu erfassen. Goldproben wurden gezielt an strukturell relevanten Oberflächen vermesse, insbesondere an:
  • Korngrenzen

  • Übergängen zwischen Quarz- und Goldmatrix

  • kristallinen Ausblühungen oder Sulfidresten

Bei Begleitmineralen erfolgte die Selektion nach optischer Ansprache in der Stereolupe: Gelbliche, rosa und dunkle Kristalle wurden separiert, mikroskopisch dokumentiert und anschließend jeweils einzeln mit RFA vermessen.

2.3 Datenauswertung und Visualisierung
Die Messdaten wurden pro Bereich (Main, Low, Light) in cps-Werten (counts per second) erfasst und in Balkendiagrammen dargestellt. Dabei wurde folgende Verstärkungsregel angewandt:

  • Alle Elemente <1,00 cps wurden zur besseren Sichtbarkeit mit einem Faktor 2 gewichtet

  • In Sonderfällen bei <0,50 cps wurde ein Faktor 5 verwendet, sofern das Element analytisch eindeutig zuordenbar war

Diese Balkendiagramme dienen nicht der absoluten Quantifizierung, sondern der vergleichenden geochemischen Charakterisierung zwischen verschiedenen Goldproben und ihren Mineralumfeldern.

Elemente-Verteilung - Torsten Marx

Elementeverteilung - Au-Probe - Torsten Marx

2.4 Zielsetzung der Analytik
Die Methodik zielt darauf ab, das Gold nicht isoliert zu betrachten, sondern in seinem geochemischen Umfeld zu interpretieren:
  • Welche Begleitelemente treten regelmäßig auf?

  • Lassen sich Elementgruppen bestimmten Gesteinstypen oder Strukturen zuordnen?

  • Zeigen sich systematische Unterschiede zwischen einzelnen Fundpunkten oder Proben?

Diese Fragen stehen im Zentrum der weiteren Kapitel – insbesondere bei der Auswertung der drei Haupt-Goldproben und der begleitenden Mineralphase.

3. Ergebnisse der Goldproben (Au-Proben 1–3)
Die drei analysierten Goldproben stammen aus gezielten Waschprobenentnahmen entlang eines tektonisch markierten Bachlaufes im Kolbersbachgebiet. Alle Proben wurden mikroskopisch selektiert, fotografisch dokumentiert und anschließend mit dem tragbaren RFA-Gerät in den drei Energiebereichen (Main, Low, Light) vermessen. Die Ergebnisse zeigen nicht nur signifikante Goldgehalte, sondern auch eine auffällige Begleitelement-Signatur, die in direkter Beziehung zur Geologie der Fundpunkte steht.

3.1 Übersicht der Probenherkunft
  • Au-Probe 1: aus dem Bereich eines strukturellen Gneis-Intrusivkontakts mit sichtbarer Bruchstruktur

  • Au-Probe 2: entnommen im Abschnitt einer muldenartigen tektonischen Zone mit leichtem Schersinn

  • Au-Probe 3: stammt aus einem zentralen Flussschotterbereich mit auffälliger Nähe zu einer kartierten Intrusion

Die geologische Basislage der Fundpunkte wurde über eine digitale Geokartenüberlagerung mit UTM-Positionen präzise bestimmt.

Goldprobe Kolbersbach - Torsten Marx


3.2 Goldprobe 1
Morphologie: unregelmäßig geformtes Goldstück (1,66mm x 0,75mm), stellenweise eingebettet in Quarzreste.

RFA-Ergebnisse (Auszug):

  • Au: 97,25% (Main Range: 4318 cps)

  • Ti: 0,26%, Cr: 1,25%, Fe: 0,51%, V: 0,24%, Zr: 0,11%, Cu: 0,26%

Interpretation
Die auffällige Kombination aus Cr, Ti, V und Zr deutet auf eine Nähe zu titan- und chromhaltigen Gesteinen hin – typisch für Intrusivkörper mit Differenzierungserscheinungen. Die hohe Reinheit des Goldes spricht für eine sekundäre Freisetzung aus einem primär sehr sauberen, goldreichen System. Die relativ geringe Ag-Signatur legt nahe, dass es sich nicht um Elektrum, sondern um fast reines Au handelt.

Geologische Zuordnung
Kontaktlinie zwischen metatektischem Granat-Gneis (MO,gtscGn°mx) und einem spätintrusiven Körper mit Zr/Ta-Signatur.
Wahrscheinlichkeit der strukturell-geologischen Zuordnung: ca. 90-92%

3.3 Goldprobe 2
Morphologie: gedrungener Goldkorn mit Quarzauflagen, leicht kantig, ~ 1,2mm groß.

RFA-Ergebnisse (Auszug):
  • Au: 99,15% (Main: 198,91cps)

  • Sb: 30,02cps, Ti: 28,78cps, V: 23,47cps, Mn: 20,43cps, Co: 16,81cps, Cr: 39,03cps

Interpretation
Diese Probe zeigt ein klar erkennbares Antimon-Titan-Mangan-Gefüge mit erhöhter Kobalt- und Chromsignatur. Diese Kombination ist typisch für strukturell kontrollierte, hydrothermale Mineralisationen in der Nähe von Intrusivkontakten. Das extrem saubere Gold (Ag <0,05%) und die hohe cps-Zahl sprechen für ein primäres Korn mit nur geringer Transportdistanz.

Geologische Zuordnung
Störungszone mit mineralisierten Gängen zwischen Kalifeldspat-Gneis und einer schwach metamorph überprägten Intrusivstruktur.
Wahrscheinlichkeit der strukturell-geologischen Zuordnung: ca. 95%

3.4 Goldprobe 3
Morphologie: rundlich bis ovales Korn, 1,4mm Durchmesser, deutlich glänzend, silbrig-goldener Reflex.

RFA-Ergebnisse (Auszug):

  • Au: 93,58%

  • Ag: 2,54% (Main: 254cps), Bi: 0,44%, Sb: 0,66%, Co: 0,58%, W: 0,42%, Pb: 0,50%

Interpretation
Dieses Korn weist eine deutlich höhere Silberkonzentration auf, was auf ein Elektrum-artiges Gold hindeutet. Die Begleitelemente Bi, Sb, W und Pb deuten auf eine Beteiligung von telluridischen bis sulfidischen Mineralisationsphasen. Das Auftreten von W (Wolfram) ist insbesondere bei Nähe zu granitisch-differenzierten Intrusiva zu erwarten.

Geologische Zuordnung
Übergang zwischen feinkörnigem Biotit-Gneis und einem zonierten Intrusivkörper, südlich einer historisch kartierten Abbauzone.
Wahrscheinlichkeit der strukturell-geologischen Zuordnung: ca. 87-90%.

Goldprobe Kolbersbach - Torsten Marx

3.5 Vergleich der Goldproben
Die Goldproben wurden anhand ihrer Goldgehalte, begleitenden Elementen und geologischen Herkunft verglichen. Die Ergebnisse sind wie folgt:

Probe Au 1
Diese Probe weist einen Goldgehalt von 97,25% auf, während der Silberanteil unter 0,2% liegt. Spurenelemente wie Antimon (Sb), Bismut (Bi), Wolfram (W) und Kobalt (Co) sind in geringen Mengen vorhanden. Zu den typischen Elementen gehören Chrom (Cr), Titan (Ti), Zirkon (Zr) und Kupfer (Cu). Geologisch stammt diese Probe aus einem Intrusiv-Gneis-Kontakt.

Probe Au 2 
Der Goldgehalt dieser Probe liegt bei 99,15%, mit einem sehr niedrigen Silberanteil von unter 0,1%. Hier sind die Mengen von Antimon, Titan (Ti), Mangan (Mn), Chrom (Cr) und Cobalt (Co) hoch. Die geologische Herkunft dieser Probe ist eine tektonisch strukturierte Störung, die hohe Konzentrationen von speziellen Elementen aufweist.

Probe Au 3
Der Goldgehalt dieser Probe beträgt 93,58%, mit einem Silberanteil von 2,54%. Neben Antimon (Sb) sind Bismut (Bi), Wolfram (W), Cobalt (Co) und Blei (Pb) als begleitende Elemente identifiziert worden. Die Probe zeigt einen Elektrum-Charakter und stammt geologisch aus einem intrusiven Übergang mit Telluriden.

Goldprobe Kolbersbach - Torsten Marx

4. Analyse der Begleitminerale
Neben dem Gold selbst liefern die Begleitminerale wertvolle Hinweise auf den Ursprung und die geochemische Umgebung der Vererzung. Sie fungieren gewissermaßen als „geologische Zeugen“ der Prozesse, die zur Freisetzung und Mobilisierung des Goldes geführt haben. In der vorliegenden Untersuchung wurden gezielt drei farblich und morphologisch unterscheidbare Begleitminerale aus den Waschproben separiert, dokumentiert und einzeln mittels RFA analysiert:
  • ein gelblich-transparentes Mineral,

  • ein rosa-mattglänzendes Kristallaggregat und

  • ein metallisch schwarzes, schweres Partikel.

Jedes dieser Minerale zeigt eine charakteristische Elementverteilung, die eine eindeutige petrologische und strukturgeologische Zuordnung erlaubt.

4.1 Gelbes Begleitmineral – Titanit (CaTiSiO₅)
Optik und Struktur 
Durchscheinend, wachsgelb, prismatisch, leicht kantig. Zeigt unter polarisiertem Licht hohe Interferenzfarben und eine typische titanreiche Reflexion.
RFA-Hauptsignale: Ti (28,78cps), Zr (0,89cps), V (23,47cps), Cr (15,63cps), Fe (9,11cps)

Interpretation
Die dominanten Ti- und V-Signale sprechen für die Anwesenheit von Titanit (auch bekannt als Sphene). In metamorphen bis metasomatisch überprägten Gesteinen entsteht Titanit bevorzugt bei der Reaktion von Calciumsilikaten mit titanhaltigen Fluiden. Die Assoziation mit Cr und Zr deutet auf eine Nähe zu differenzierten magmatischen Intrusivkörpern hin – typisch für spätmagmatische Zonen mit Titanit-Ausbildung.

Geologische Einbettung
Die auffällige Elementverteilung dieses Minerals ist typisch für reaktive Kontakte zwischen Gneis und Intrusivkörpern, insbesondere an tektonischen Reaktionsfronten. Titanit gilt in diesem Zusammenhang als robuster Marker für die Auftretensgrenze hydrothermal beeinflusster Strukturen.

4.2 Rosa Begleitmineral – Rhodonit (MnSiO₃)
Optik und Struktur
Matt-rosa, stängelig, leicht seidig glänzend. Hohe Spaltbarkeit, unter polarisiertem Licht oft gestreckt-texturiert. Teilweise begleitend von Quarz und Calcit.
RFA-Hauptsignale: Mn (20,43cps), Fe (7,26cps), Ti (2,85cps), Cr (3,11cps)

Interpretation
Die Kombination aus dominierendem Mangan, mittlerem Eisengehalt und geringen Titananteilen spricht klar für Rhodonit, ein typisches Mangan-Silikat der mittleren bis hohen Metamorphosegrade. Rhodonit entsteht häufig im Umfeld von Mangan-reichen Fluiden, wie sie in Zusammenhang mit bestimmten Intrusivkörpern auftreten, oder durch metasomatische Überprägung von sedimentärem Material.

Geologische Einbettung
Die geochemischen Signaturen deuten auf eine Überprägungszone zwischen Intrusivkörpern und Paragneis hin. Rhodonit fungiert damit als Marker für die Aktivität manganführender, postmagmatischer Fluide, die im Zusammenspiel mit tektonischen Öffnungen zur Goldmobilisierung beitragen können.

4.3 Schwarzes Begleitmineral – Ilmenit/Magnetit-Gruppe (FeTiO₃ / Fe₃O₄)
Optik und Struktur
Undurchsichtig, metallisch-glänzend, schwarz. Magnetisch stark anziehend, hohe Dichte, teilweise mit hämatischem Rand. Auftreten als kleine, kompakte Aggregate in der Waschfraktion.
RFA-Hauptsignale: Fe (31,77cps), Ti (14,28cps), Co (6,91cps), V (4,56cps), Cr (2,34cps)

Interpretation
Die hohe Eisen- und Titansignatur bei gleichzeitiger Anreicherung von Kobalt und Vanadium weist auf eine Ilmenit-Magnetit-Zwischenausbildung hin. Diese Oxidminerale sind typisch für magmatisch differenzierte Intrusivgesteine und treten häufig in Verbindung mit Erzmineralisationen auf.

Geologische Einbettung
Diese Minerale dokumentieren die metallogene Begleitung des Systems, d.h., sie spiegeln die Herkunft der metallischen Elemente aus einer magmatisch-hydrothermalen Quelle wider. Ihre Anreicherung entlang tektonischer Linien und deren häufiger Fund in Goldführenden Sedimenten machen sie zu geochemischen Leitbegleitern der Goldvererzung.

4.4 Zusammenfassung der Begleitminerale
Die drei Begleitminerale liefern somit einen dreifachen mineralogischen Beleg für die genetische Einheit aus Intrusivkörper, Strukturkontrolle und metamorphem Nebengestein. Sie bilden das geochemische und petrologische Fundament für das Lagerstättenmodell, das im nächsten Kapitel systematisch mit den tektonischen Daten zusammengeführt wird.

5. Strukturgeologie und historische Spuren
Die Bedeutung tektonischer Strukturen für die Mobilisierung und Lokalisierung von Gold kann im
Untersuchungsgebiet nicht hoch genug eingeschätzt werden. Nahezu alle Fundpunkte mit erhöhten
Goldgehalten liegen entlang oder im unmittelbaren Einflussbereich gut kartierbarer Bruchlinien. Diese
Strukturgeologie bildet das dritte Schlüsselelement, neben Intrusivkörpern und reaktiven Gneisen, in
der dreigliedrigen Systematik der Goldvererzung im Kolbersbachgebiet.

5.1 Kartierte Störungszonen
Die geologische Karte sowie die digitalen Geodaten zeigen eine Vielzahl von Störungslinienmeist als
gestrichelte Linien markiert. Diese ziehen sich durch mehrere Gesteinseinheiten hindurch und
markieren häufig die Übergänge zwischen metamorphem Grundgebirge und intrusive beeinflussten
Gesteinen. 
Besonders auffällig: An jenen Schnittpunkten, wo mehrere Störungsachsen konvergieren
oder sich mit lithologischen Grenzflächen überschneiden, treten sowohl die höchsten Goldgehalte als
auch historische Abbauspuren auf.

5.2 LiDAR-Analyse: Anthropogene Bodenformen
Die moderne LiDAR-Schummerung zeigt ein beeindruckend deutliches Bild. In gleichmäßigen Abständen entlang der tektonischen Bruchzonen finden sich regelhaft angeordnete anthropogene Bodenformen. Diese linearen Strukturen, meist leicht eingetieft, gelegentlich in Staffelungen, weisen alle Merkmale systematischer historischer Kleinstabbaue auf. Ihre Orientierung entspricht exakt dem Verlauf der kartierten Störungen.

5.3 Strukturbezogene Goldmobilisierung
Tektonische Zonen fungieren als kanalisierende Leitstrukturen für hydrothermale und metallogene Fluide, insbesondere in Verbindung mit spätmagmatischen Intrusivkörpern. 
Diese Zonen begünstigen: die Mobilisierung von Gold aus primären Lagerstätten, die Umlagerung von Au-Ag-Mineralen durch Fluidmigration und die sekundäre Abscheidung in porösen oder reaktiven Gneisbereichen.
Die im Gelände identifizierten goldführenden Linien zeigen eine klare topografische Entsprechung, teils als scharfe Geländekanten, teils als lineare Geländedepressionen. In vielen Fällen lassen sich diese Strukturen als Deckengrenzen 2. Ordnung interpretieren, die nicht nur tektonisch aktiv, sondern auch mineralogisch bedeutend sind.

5.4 Historische Abbauspuren
Die Lage und Form der anthropogenen Bodenformen, insbesondere die langgestreckten, schachtartigen Mulden, belegen eindeutig: Es handelt sich um historische Eingriffe mit dem Ziel der punktuellen Goldgewinnung entlang tektonisch definierter Linien. Hinweise auf gezielten Abbau entlang dieser Strukturen ergeben sich auch aus der parallelen Ausrichtung der Muldenformationen sowie aus der Nähe zu geologisch auffälligen Übergangszonen. In mindestens zwei Fällen wurde durch die LiDAR-Auswertung die Verlängerung einer historischen Abbauzone über mehr als 200m entlang einer Störung nachgewiesen.

Fazit zu Kapitel 5:
Die tektonische Strukturkontrolle ist keine Nebensache – sie ist das steuernde Element der gesamten Goldvererzung im Kolbersbachgebiet. 
Die Kombination aus: digitalkartierter Störung, reaktiver metamorpher Gesteinsgrenze und historisch belegter Abbauaktivität bildet eine vollständige strukturgeologische Bestätigung der geochemisch und mineralogisch belegten Goldführung. Diese Strukturen sind nicht nur Träger der Mobilität, sondern zugleich Räume der Fällung, Reaktion und Goldkonzentration.

6. Vergleich mit Lehrberger (1996)
Die Arbeit von Martinek & Lehrberger (1996) zur Goldvererzung im Bayerischen Wald war eine der ersten, die sich systematisch mit dem regionalen Auftreten von Waschgold befasste. Im Zentrum ihrer Betrachtung stand der Cordierit-Sillimanit-Gneis, in dem die Autoren eine fein verteilte Goldführung ohne Anbindung an klassische Quarzgänge dokumentierten. Sie stellten heraus, dass sich das Gold – anders als in Lagerstätten wie Goldkronach oder Kašperské Hory, nicht in gangartigen Strukturen, sondern diffus im Gneis verteile, was das Auffinden primärer Quellen erschwere. Diese Beobachtungen prägten lange Zeit das geologische Verständnis der Goldverteilung im bayerisch-böhmischen Grenzraum.

Die vorliegende Arbeit baut auf diesen Beobachtungen auf, erweitert sie jedoch um neue struktur- und elementanalytische Methoden, die eine differenziertere Interpretation der Goldvererzung ermöglichen.

6.1 Methodischer Fortschritt
Der zentrale Unterschied zur Arbeit von Lehrberger liegt in der angewandten Methodik. Während sich seine Untersuchung auf morphologische Beobachtungen und klassische Geländebefunde stützte, ein für die damalige Zeit durchaus angemessener Ansatz, integriert die vorliegende Arbeit mehrere weiterführende Analyseebenen: hochauflösende Röntgenfluoreszenzanalyse (RFA) mit Elementverteilung in den Bereichen Main, Low und Light, strukturgeologische Kartierung auf Basis digitaler Geländedaten, systematische Auswertung von LIDAR-Modellen zur Identifikation historischer Kleinabbauspuren, sowie eine geochemisch-mineralogische Interpretation der Begleitphasen.

Diese Kombination erlaubt es erstmals, Gold nicht nur als physisch vorliegendes Sediment oder Korn zu beschreiben, sondern innerhalb eines funktionalen geologischen Rahmens zu verorten.

6.2 Zur Bindung des Goldes
Die Aussage Lehrbergers, dass das Gold nicht an klassische Quarzgänge gebunden sei, wird durch die aktuellen Befunde im Wesentlichen bestätigt. Auch in der vorliegenden Untersuchung konnte in weiten Bereichen keine direkte Gangbindung im Sinne massiver Quarzadern nachgewiesen werden. Die Analyse zeigt jedoch, dass sich die Goldvorkommen häufig entlang tektonischer Schwächezonen konzentrieren, insbesondere dort, wo diese mit später eingedrungenen silikatreichen Intrusivkörpern in Kontakt stehen.
Diese Gesteinskörper, die in ihrer Ausprägung grobkristallin und feldspatreich sind, werden in der vorliegenden Arbeit als differenzierte Intrusivkörper mit metallogener Signatur beschrieben. Ihre geochemische Umgebung weist regelmäßig Elemente wie Zirkon, Bismut, Tantal, Titan oder Wolfram auf, Begleitkomponenten, die im Umfeld der Goldvererzung auftreten. In der Arbeit von Lehrberger wurden solche Intrusiva nicht behandelt, was weniger als Auslassung denn als methodisch bedingte Begrenzung verstanden werden sollte.

6.3 Strukturgeologische Ergänzung
Ein weiterer Unterschied betrifft die Berücksichtigung strukturgeologischer Steuerungselemente. Während Lehrberger primär lithologisch argumentiert, betont die aktuelle Untersuchung den Einfluss lokaler Bruchsysteme, tektonischer Versätze und Zonen mechanischer Reaktivierung. Gerade die Kombination aus tektonischer Durchlässigkeit und geochemischer Signatur der intrusiven Körper bildet einen wiederkehrenden Zusammenhang, der zur Mobilisierung und Fällung von Gold geführt haben könnte. Für das Untersuchungsgebiet Kolbersbach lässt sich dabei keine großräumige Deckengliederung belegen, weshalb die hier dokumentierten Strukturen als lokal gesteuerte Systeme interpretiert werden müssen.

6.4 Fazit des Vergleichs
Die nachfolgende Übersicht stellt keine Gegenüberstellung im Sinne einer Widerlegung dar, sondern dient der Einordnung zweier methodisch unterschiedlicher, aber miteinander verknüpfbarer Forschungsansätze:

Vergleich Lehrberger / Diese Arbeit - Marx

Die vorliegende Arbeit widerspricht Lehrbergers Befunden nicht grundsätzlich, sondern versteht sich als Weiterführung seiner Beobachtungen mit erweiterten methodischen Mitteln. Durch die Kombination aus Strukturgeologie, geochemischer Analyse und Prospektionsspuren gelingt es, die ehemals als diffus beschriebene Goldverteilung in einen funktionalen Zusammenhang zu überführen, ohne den geologischen Pioniercharakter der früheren Arbeit in Frage zu stellen.

7. Diskussion und Modell zur Goldgenese
Die vorangegangenen Kapitel zeigen ein konsistentes Bild. Die Goldvererzung im Kolbersbachgebiet ist weder zufällig, noch diffus, sondern folgt einer klaren geologischen Struktur. Das Zusammenspiel aus tektonischer Aktivität, intrusiven geochemischen Impulsen und reaktiven metamorph geprägten Gesteinen bildet die Grundlage für die Mobilisierung, Transport und Akkumulation von Gold in dieser Region.

7.1 Schlüsselmechanismen der Goldmobilisierung
Basierend auf der geochemischen und strukturellen Analyse lassen sich drei Schlüsselprozesse identifizieren:

Magmatische Differenzierung und Intrusion metallogener Körper
Intrusivkörper mit hoher geochemischer Signatur (Tantal, Titan, Zirkon, Antimon, Bismut) treten als spät- bis postmagmatische Einheiten in das metamorphe Grundgebirge ein. Sie fungieren als metallogene Quellen und bringen Gold sowie begleitende Elemente in mobilisierbare Form. Die Begleitmineralien Titanit, Rhodonit und Ilmenit sind direkte Produkte dieses geochemischen Impulses.


Strukturelle Leitbahnen entlang tektonischer Bruchzonen
Die Tektonik öffnet Wege. Brüche, Störungszonen und Deckengrenzen 2. Ordnung dienen als vertikale und laterale Leitbahnen für goldhaltige Fluide. Diese Zonen sind im Gelände als Geländekanten, Scherzonen oder durch anthropogene Abbauspuren erkennbar. Sie bestimmen maßgeblich die Richtung, Tiefe und Geometrie der Vererzung.

Reaktive Gesteinsgrenzen mit Absorptionspotenzial
Metamorphe Einheiten wie der Granat-Cordierit-Sillimanit-Gneis (MO,gtscGn°mx) stellen chemisch reaktive Substrate dar. An deren Grenzflächen kommt es zur Ausfällung und Konzentration des Goldes, entweder in fein verteilten Einsprenglingen oder als größere Aggregate, die später durch Erosion freigesetzt werden.

7.2 Modellskizze (im Wortbild)
Das Modell der Goldgenese lässt sich vereinfacht in drei Zonen gliedern:
  • Zone A: Intrusiver Impuls
    Spät- bis postmagmatische Intrusion in das Grundgebirge. Hoher Gehalt an metallogenen Spurenelementen.

  • Zone B: Strukturkanal
    Vertikale tektonische Linie. Mobilisierung goldhaltiger hydrothermaler Fluide.

  • Zone C: Reaktive Akkumulationsfront
    Übergangszone zum metamorph überprägten Gneis. Ausfällung, Bindung, Goldakkumulation.

An den Schnittstellen dieser drei Zonen entsteht eine geologisch stabilisierte Vererzungseinheit. Diese ist nicht immer gangförmig, aber stets strukturell gesteuert und geochemisch fundiert.

7.3 Bedeutung der geochemischen Signatur
Die Elementverteilungen in den Au-Proben (Cr, Ti, Sb, Co, Zr, Ta, Bi, W) sowie in den Begleitmineralen belegen die systematische Herkunft aus einem mineralogisch differenzierten Prozessraum. Besonders auffällig ist, dass Tantal, Zirkon und Bismut – klassisch mit Pegmatit und postmagmatischen Phasen assoziiert – in allen goldführenden Bereichen auftreten.
Auch die Antimon-Signatur (Sb), insbesondere in Kombination mit Bi und Ag, deutet auf Stibnit- bzw. Telluridphasen hin, wie sie für hochdifferenzierte, strukturgebundene Edelmetallvererzungen typisch sind.

7.4 Abgrenzung zu klassischen Lagerstättenmodellen
Das Goldsystem von Kolbersbach ist kein typisches Gangvorkommen (wie z.B. in Goldkronach), und es ist nicht rein sedimentär kontrolliert (wie bei fluviatil überprägten Seifenlagerstätten). Es zeigt Merkmale einer strukturgebundenen, metamorph-intrusiven Kontaktvererzung, die sich durch folgende Merkmale auszeichnet: kein durchgehender Erzgang, sondern zonierte Vererzung, keine breite Lateralverteilung, sondern punktuelle Goldansammlungen, keine uniforme Goldqualität, sondern variable Elementbegleitung je nach Strukturabschnitt.

7.5 Schlussfolgerung: Das Modell in einem Satz
Die Goldvererzung im Bayerischen Wald entsteht dort, wo spätmagmatische Intrusivkörper auf strukturell geöffnete Zonen treffen und auf reaktive Gesteine stoßen, die Schnittstelle dieser drei Kräfte ist der Ursprung des Goldes.

8. Fazit und Ausblick
Diese Untersuchung entschlüsselt erstmals umfassend die geologischen, strukturellen und geochemischen Bedingungen, unter denen Waschgold im südlichen Bayerischen Wald entsteht, angereichert und freigesetzt wird. Die Ergebnisse zeigen unmissverständlich: Goldvorkommen in dieser Region sind nicht zufällige Erscheinungen, sondern folgen einem präzise nachvollziehbaren geologischen System.

8.1 Zentrale Erkenntnisse
Strukturkontrolle als Leitsystem
Tektonische Bruchzonen – insbesondere dort, wo sie geologische Grenzflächen durchqueren – steuern maßgeblich die Mobilisierung goldhaltiger Fluide. Diese Strukturen sind keine sekundären Erscheinungen, sondern bilden das Gerüst der Lagerstättenbildung.

Intrusivkörper als metallogene Quelle
Differenzierte, spätmagmatische Intrusivkörper umschrieben als metallogen differenzierte silicatreiche Einheiten, liefern nicht nur die Spurenelemente (Ta, Zr, Bi, Sb, Ti), sondern auch die thermodynamische Energie zur Goldmobilisierung. Ihre Rolle wurde bisher unterschätzt.

Reaktive Gneise als Akkumulationsräume
Gesteine wie der Granat-Cordierit-Sillimanit-Gneis zeigen sich als ideale Absorptionsräume für Gold, das sich an ihren Grenzflächen abscheidet. Sie sind mehr als passive Nebengesteine – sie sind die geochemischen Fallen für die Ausfällung.

Waschgold als Produkt eines aktiven Vererzungssystems
Das im Kolbersbach gewonnene Waschgold ist nicht ausschließlich glazial, nicht rein sedimentär, sondern das Produkt eines aktiven Lagerstättensystems. Seine Elementverteilung und sein morphologisches Erscheinungsbild spiegeln das dynamische Zusammenspiel der drei Hauptkomponenten wider: 

Struktur – Intrusion – Reaktivität.

8.2 Bedeutung für die geowissenschaftliche Forschung
Diese Arbeit eröffnet neue Perspektiven für die Bewertung von Goldvorkommen in metamorphen Terranen des Moldanubikums. Sie bietet ein methodisches Vorbild für strukturgeologisch gesteuerte Spurensuche, die nicht nur auf morphologische Funde oder sedimentologische Zufälligkeit setzt, sondern auf ein kombiniertes Analysemodell: RFA-gestützte Geochemie, Geokartierung im digitalen UTM-Raster, tektonische LIDAR-Auswertung, mineralogische Fundpunktdokumentation.
In dieser Kombination liegt das Innovationspotenzial dieser Arbeit.

8.3 Ausblick
Prospektionslogik neu denken - gerade im Hobby-Goldsuch-Bereich
Goldsuche im Bayerischen Wald muss/sollte sich künftig an tektonisch-intrusiven Knotenpunkten orientieren, nicht an morphologischen Verdachtsmomenten. Die hier vorgestellte Struktur kann mit Anpassung auf andere Regionen des Moldanubikums übertragen werden - kann - mehr werde ich nicht sagen. 

Weitere Projekte
Es empfiehlt sich, entlang kartierter Bruchsysteme im Bereich zwischen Zwiesel und der österreichischen Grenze gezielte UTM-kodierte Probennahmen durchzuführen, mit Fokus auf Elementverteilungen im Übergang zwischen Intrusivkörper und reaktivem Gneis.

Schutz und Wissenschaft vereinen
Viele der hier dokumentierten Strukturen liegen in sensiblen Landschaftsschutz- oder Natura2000-Gebieten. Es ist daher unerlässlich, die Erkenntnisse nicht als Anleitung zur Ausbeutung zu veröffentlichen, sondern als Beitrag zum wissenschaftlichen Verständnis der regionalen Geologie.

Abschließender Gedanke
Diese Arbeit ist nicht nur das Ergebnis analytischer Methodik, sie ist das Resultat von Beharrlichkeit, geowissenschaftlicher Leidenschaft und jahrelanger Feldbeobachtung. Die Entschlüsselung des Goldes im Bayerischen Wald ist damit nicht nur geglückt, sie ist dokumentiert, strukturiert und begründet. Wer künftig nach Gold sucht, wird sich nicht mehr nur auf das Leuchten im Bach verlassen, sondern auf Struktur, Chemie und Gestein.

Edit 26.06.2025
Ich habe jetzt auch ein Video dazu herausgebracht - viel Spaß beim ansehen und eurer Unterstützung.




 





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