Wie viel Gold steckt in einem einzigen Pyrit?

Wie viel Gold steckt in einem einzigen Pyrit?

Ich habe in den letzten Wochen eine Probe untersucht, die mich selbst überrascht hat: Ein Stück Pyrit aus dem Mitterberger Nordrevier – alt, kompakt, scheinbar unscheinbar. Doch unter dem Mikroskop und mit moderner RFA-Technik zeigt es: Gold ist da – fein verteilt, aber messbar.

Die Probe & ihre Herkunft
Die Probe stammt aus dem Tirolisch-Norischen Deckensystem, genauer: dem Mitterberger Nordrevier. Es handelt sich um eine klassische Pyritprobe mit quarzitischer Umrahmung, in der das Pyrit stellenweise zerbrochen ist und durch Quarz verheilt wurde. Geologisch spricht man hier von einer "Pyrit-Brekzie mit Quarz-Zementation" – ein Hinweis auf tektonische Beanspruchung und spätere hydrothermale Nachverheilung.

RFA-Analyse & Ergebnisse
Ich habe die Probe auf einer Fläche von 2,5 × 2,0 cm systematisch mit dem RFA-Gerät untersucht. Die Messung erfolgte bis in eine Tiefe von ca. 25 µm. Die Goldgehalte lagen dabei zwischen 0,44 und 0,58 µg pro cm². Neben Gold wurden auch Arsen, Kupfer, Silizium, sowie in Spuren Zink, Blei, Nickel und Antimon nachgewiesen – typisch für eine arsenreiche, hydrothermale Pyritvererzung.

Mikroskopische Beobachtungen
Nach der Politur mit 1 Mikron Diamantpaste und anschließender Veredelung mit 1 Mikron Diamantwasser zeigte sich unter schrägem Licht ein faszinierender goldiger Schleier – feine Linien, die sich durch das Pyritfeld ziehen. Diese Strukturen wurden gezielt mit Öl benetzt, um sie im Auflicht sichtbar zu machen. Genau hier lagen die höchsten Goldwerte.

Flächen- & Volumenhochrechnung
Pro cm² wurden maximal 0,58 µg Gold nachgewiesen. Hochgerechnet würde man für 1 g Gold – unter der Annahme einer gleichmäßigen Verteilung in einer 25 µm dünnen Schicht – eine Fläche von 172 bis 227 m² benötigen.

Noch spannender:

Um 1 g Gold zu erhalten, müsste – bei einem Pyritanteil von 45 % – das Handstück ein Volumen zwischen ca. 9.580 cm³ und 12.626 cm³ aufweisen. Das entspricht:

  • bei höherem Goldgehalt: 21,3 × 24,0 × 18,7 cm

  • bei niedrigerem Goldgehalt: 23,4 × 26,3 × 20,5 cm

Das ursprüngliche Handstück war gerade einmal 4 × 4,5 × 3,5 cm groß.

Pyritprobe aus dem Mitterberger Nordrevier – goldführende Pyrit-Brekzie mit quarzitischer Zementation
Pyritstufe


Wissensbox: Goldschleier im Pyrit
Was sind Goldschleier? Feine, goldig schimmernde Linien im Pyrit, sichtbar nach spezieller Politur und unter schrägem Licht. Sie entstehen durch submikroskopisch feinst verteiltes Gold – eingebaut im Kristallgitter oder entlang innerer Bruchlinien.

Wie sichtbar machen? Politur mit 1 Mikron Diamantpaste, anschließend mit 1 Mikron Diamantwasser verfeinert. Mit einem Tropfen Öl werden die Reflexionsunterschiede verstärkt.

Was zeigt die RFA? Messbares Gold bis 0,58 µg/cm² – exakt an den Stellen, an denen die Schleier sichtbar wurden.

Geologischer Kontext: Typisch für hydrothermale Goldvererzung mit arsenreichem Pyrit. Solche Strukturen sind Vorstufen zu späterem Freigold in Erosionsprodukten.

Feiner Goldschleier im polierten Pyrit – sichtbar durch Auflicht und Ölbenetzung
Feiner Goldschleier

Gedanken aus dem Labor
Mich hat diese Analyse wirklich begeistert. Ich hatte schon oft goldführenden Pyrit in der Hand – aber selten so klar dokumentiert, sichtbar gemacht und analytisch bestätigt. In meinen Augen zeigt diese Probe, wie viel verborgenes Wissen noch in Gesteinen steckt. Und vor allem: dass sich sorgfältige Vorbereitung, Mikroskopie und moderne Analytik lohnen – besonders, wenn’s um Gold geht.

So viel Gold steckt in einem einzigen Pyrit – und keiner hat’s bisher gezeigt. Bis jetzt.

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