Goldprospektion mittels Geochemie

Goldprospektion mittels Geochemie – Drei Goldproben, eine Signatur

Ich habe drei Goldproben unter die Lupe genommen – auf den ersten Blick unscheinbar, typische Fundstücke aus dem Bachlauf. Doch sobald ich sie im Labor hatte, wurde klar: Diese Stücke tragen mehr in sich als nur Gold. Sie erzählen eine geologische Geschichte, die sich nicht durch Farbe, Glanz oder Gewicht erschließt – sondern nur durch Chemie.

Mein Ziel: die wahre Herkunft dieser Goldkörner sichtbar machen. Nicht raten, nicht schätzen – sondern nachweisen. Und genau dafür nutze ich die Röntgenfluoreszenzanalyse, kurz RFA. Gemeinsam mit einer Dichtebestimmung ergibt sich daraus ein geochemischer Fingerabdruck, der mehr verrät als jede Karte im Gelände.

Die RFA zeigt - Gold allein ist nicht genug
Alle drei Proben lieferten starke Goldsignale – zwischen 59 und 128 cps. Aber was wirklich spannend wurde, war das, was daneben auftauchte:

Tantal. Zirkonium. Nickel. Und dazu die stabilen Begleiter Chrom, Vanadium, Eisen, Titan.

Diese Spurenelemente sind keine zufälligen Beimischungen – sie sind der Schlüssel. Tantal etwa ist ein Marker für Pegmatite oder hydrothermale Systeme. Zirkonium? Ein Indikator für quarzitisch-sedimentäre Gesteine. Nickel, Cr, V? Klassische Signatur für Prasinit oder Amphibolit.

Die Proben hatten also nicht nur Gold – sie hatten Geologie.


Elementeverteilung des Waschgoldes

Zirkonium – das fehlende Puzzleteil
Besonders spannend: Zirkonium war ursprünglich nicht mit ausgewertet. Ich habe es für meine Analyse nachgeliefert, weil die Signatur ohne diesen Marker unvollständig blieb - war ja auch meine erste Analyse diesbezüglich. Und genau dieser Nachtrag war entscheidend: Denn Zr verankert die Signatur in einer ganz bestimmten geologischen Einheit – der Wustkogel-Formation.

Ohne Zirkon wäre das nur eine starke Goldprobe gewesen. Mit Zirkon wurde es ein geologischer Volltreffer.

Was heißt das nun?
In der RFA-basierten Geologie bedeutet eine Übereinstimmung von 40 bis 50% bereits eine sehr hohe Deckung. Der Grund: Natürliche Gesteinsproben sind immer Mischsysteme. Viele Metalle – wie Chrom, Vanadium, Eisen oder Titan – kommen in mehreren Formationen gleichzeitig vor. Diese „unspezifischen Elemente“ verteilen sich automatisch über verschiedene Einheiten und streuen die prozentuale Deckung.

Nur wenige Elemente sind wirklich exklusiv. In meinem Fall waren das Zirkonium (Zr), Tantal (Ta) und Gold (Au) – eine Kombination, die nur in der Wustkogel-Formation vollständig gemeinsam vorkommt. Diese drei Schlüsselmetalle machen zwar „nur“ rund 45% der Gesamtverteilung aus, aber genau das reicht aus, um die Herkunft geologisch eindeutig festzumachen.

Die restlichen 55% der Signale stammen aus Elementen, die in mehreren geologischen Umgebungen auftreten – zum Beispiel, durch Transportprozesse, tektonische Vermischung oder kontaktmetamorphe Zonen. Das ist normal. Entscheidend ist nicht die Menge – sondern das Muster.

Ab jetzt war mir klar, dass ich für mich eine neue Goldprospketion entdeckt hatte - irre! Als ich vor rund 10 Jahre meine Goldprospektion mittels der Glazialmorphologie vorstelle, war mir damals nicht bewusst wo mich dieser Goldprospektionstill hinführte - hehe. 

Wissensbox: Warum „nur“ 45% ein geochemischer Volltreffer ist?
Wenn du dich fragst, warum 45% geologische Übereinstimmung schon als „sehr hoch“ gilt, hier die Erklärung:

Erstens: Natürliche Proben bestehen fast immer aus gemischten Signaturen. Elemente wie Cr, V, Fe oder Ti treten in vielen Formationen gleichzeitig auf – ihre Präsenz ist wichtig, aber nicht eindeutig. Deshalb verteilen sich die Gesamtwerte automatisch auf mehrere Einheiten.

Zweitens: Entscheidend sind die geochemischen Fingerabdrücke. Das sind jene Leitelemente, die nur in bestimmten geologischen Kontexten vorkommen. In meinem Fall waren das:

  • Zirkonium – typisch für quarzitisch-sedimentäre Einheiten wie die Wustkogel-Formation

  • Tantal – Indikator für hydrothermale oder pegmatitische Prozesse

  • Gold – das primäre Zielmetall, häufig lokalisiert

Und drittens: Wenn 45% der Gesamt-Signatur aus solchen präzisen Schlüsselsignaturen bestehen, ist das in der geochemischen Analyse ein klarer Herkunftsnachweis. Auch wenn andere Elemente wie Eisen, Titan oder Vanadium überlappen – die geologische Quelle lässt sich mit dieser Kombination zweifelsfrei eingrenzen.

Merke:
In der Gold-Prospektion mit RFA bedeuten über 40% Übereinstimmung mit einer geologischen Einheit eine sehr starke Zuweisung – besonders, wenn diese Prozentanteile auf Leitelementen wie Zr, Ta oder Au basieren - wie in diesem Beispiel. 

Nachdem ich jetzt den geochemischen Fingerabdruck hatte, fehlte mir noch etwas - die geologische Zuordnung. 

Element-Signaturen der Goldproben und mein Kommentar dazu

Ich wollte wissen: Passt diese Signatur wirklich zu einer konkreten geologischen Einheit? Oder ist sie ein zufälliges Mischbild, wie man es in Schwermineralsanden oft findet? Die Antwort brachte der Vergleich mit der geologischen Karte.

Und das Ergebnis war deutlich: Die Wustkogel-Formation passte mit rund 45% am besten – nicht, weil sie alle Elemente abdeckt, sondern weil sie die entscheidenden Elemente abdeckt. Zirkonium, Tantal und Gold sind dort gemeinsam dokumentiert. Diese Kombination ist in den anderen Einheiten entweder nicht vollständig oder deutlich schwächer vorhanden.

Der Storz-Kareck-Komplex erreichte etwa 30% Übereinstimmung – polymetallisch, typisch für Tektonitfenster, aber ohne die starke Zr-Signatur. Prasinit und Amphibolit deckten rund 20% ab – ihre Signatur war über Nickel, Chrom und Eisen erkennbar. Und ganz schwach, mit unter 10%, tauchten Cu-Fe-Signale in der Phyllitzone auf – aber das war geologisch irrelevant für meine Fragestellung.

Und genau hier wird’s spannend:
Die RFA allein zeigt, was drin ist.
Aber erst durch den Geo-Match mit den Einheiten der geologischen Karte zeigt sich, woher es stammt.

Geo-Match nach Torsten Marx

Gedanken aus dem Gelände
Ich bin seit Jahren draußen unterwegs – mit Rinne, Hammer, Lupe. Aber was mich immer wieder fasziniert, passiert nicht im Bach – sondern im Labor.

Diese Proben zeigen: Wer Gold wirklich verstehen will, muss tiefer gehen.
Nicht nur waschen, sondern lesen. Nicht nur finden, sondern zuordnen.
Die RFA zeigt dir nicht nur, dass Gold da ist – sie zeigt dir, warum es da ist.

Und genau das ist es, was ich mit „Goldprospektion mittels Geochemie“ meine.

Etwas persönliches:
Als ich vor über zehn Jahren begann, glaziale Geologie mit der Goldsuche zu kombinieren, war das für viele Goldwäscher eine neue Herausforderung. Heute nutzen viele genau diese kombinierte geologische Herangehensweise, um gezielt goldführende Bäche zu identifizieren – oft mit beachtlichem Erfolg.

Damals aber wurde ich öffentlich als „selbsternannter Glazialmorphologe“ diskreditiert.
Komisch, denn die Glazialgeologie gibt es seit über 150 Jahren – ich habe sie lediglich zielgerichtet mit der Prospektion verbunden.

Umso bemerkenswerter ist es, dass sich eben jener Goldwäscher, der mich damals öffentlich diskreditierte, heute in einer Klimawandel-Diskussionsgruppe als Glazialgeologe mit montangeologischer Erfahrung vorstellt – obwohl es bis heute keine veröffentlichte Ausarbeitung seinerseits zu diesen Themen gibt.

Jetzt, mit der Geochemie-Goldprospektion, mache ich im Grunde dasselbe wie damals:
Ich verbinde Fachwissen mit Analyse – nicht um Eindruck zu schinden, sondern um Gold besser zu verstehen.
Und ich blogge darüber – genau wie damals.

Und ich frage mich:
Wie lange wird es dieses Mal dauern, bis ich wieder öffentlich diskreditiert werde – obwohl die Daten in der Geochemie für sich sprechen, geologisch wie auch elementetechnisch?

Jener Goldwäscher sein damaliges Credo war ja:
„Zeig mir, was du wo gefunden hast – dann sag ich dir, wie gut du bist.“

Ehrlich: Dieser Spruch ist Unsinn.
Er hat keinen Maßstab, den man gerne setzen würde, um andere zu beurteilen –
er war nie objektiv, sondern ein Werkzeug, um Menschen dazu zu bringen, ihre Fundorte preiszugeben.

Der damalige Goldwäscher hätte lieber schreiben sollen:
„Zeig mir, warum du es dort findest – dann sag ich dir, ob du wirklich verstanden hast, was du tust.“

Darf oder sollte man Menschen beurteilen?
Ich, persönlich, beurteile Menschen niemals – weil mir dies nicht zusteht.
Ich analysiere Gestein, keine Charaktere.
Ich dokumentiere oder "blogge" Funde, keine Personen.
Und ich arbeite mit Fakten – nicht mit Urteilen.

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