Was ich über Gold gelernt habe - ein Rückblick auf 2025

Seit Anfang 2025 arbeite ich intensiv mit der RFA/XRF-Technologie. Anfangs wollte ich vor allem Gold im Gestein sichtbar machen – schnell, effizient und direkt im Gelände. Je länger ich mich damit beschäftigte, desto klarer wurde: Die wirkliche Erkenntnis beginnt erst hinter dem ersten Peak.

Gold kommt selten allein. Es bringt Begleiter mit – Schwefel, Arsen, Tellur, manchmal Silber, Bismut oder Quecksilber. Diese Elemente schreiben die Geschichte hinter dem Gold und entscheiden, ob ein Signal echt ist oder nur zufällig aufblitzt. Deshalb habe ich begonnen, jede Linie, jedes Band und die gesamte Umgebung systematisch mitzudenken.

Viele Proben, viele Messungen, viele Aha-Momente. Heute frage ich nicht mehr nur „Ist da Gold?“, sondern: „Wo sitzt es? In welchem Trägermineral? Ist es primär oder remobilisiert?“ 

Die RFA hat mir beigebracht, genauer hinzusehen und das hat meine Geländearbeit deutlich verändert.


Gesteinsprobe - poliert auf 1µm

Die systematische RFA-Tiefenauswertung dieser Probe (siehe Bild), brachte die entscheidenden Erkenntnisse.

Warum werte ich Edelmetalle als Tiefenauswertung aus?
Weil die Edelmetall-Tiefenauswertung mein „Beweisblock“ ist. Sie zeigt mir, ob das vermeintliche Gold wirklich getragen wird (Ag/Te/Bi/PGM/Hg-Kontext), ob die Signale sauber sind, denn ohne sie steuer ich blind. Dazu kommt, dass sich dadurch die Genese sauber entscheiden (primär/sekundär) lässt. 

Tiefenauswertung - Edelmetalle

Warum werte ich die Sulfide-Fraktion als Tiefenauswertung aus?
Weil Sulfide die Spielregeln für Gold schreiben. Sie tragen das Au - zum Beispiel: Pyrit/Arsenopyrit/Chalkopyrit usw.

Tiefenauswertung - Sulfide

Warum werte ich die Platin-Gruppen-Metalle - kurz PGM als Tiefenauswertung aus?
Die PGM-Tiefenauswertung ist mein „Stresstest“ für das Gold-Narrativ. Die Platin-Gruppe (Pt, Pd, Rh, Ir, Os, Ru) entlarvt Schein-Signale, zeigt magmatische Fingerabdrücke und stoppt mich, bevor ich aus einem hübschen Au-Peak eine Lagerstätte dichte.

PGM = Platin-Gruppen-Metalle - die sechs Elemente Platin, Palladium, Rhodium, Iridium, Osmium und Ruthenium. In der Prospektion sind das keine Nebenbemerkung, sondern oft der Fingerabdruck der Herkunfts- und Temperaturlage eines Systems.

PGM treten typischerweise in mafischen/ultramafischen bzw. in hochtemperierten magmatisch-metallogenen Systemen auf. Ihr Vorhandensein hilft mir, zwischen magmatischen und oder nieder-temperatur-hydrothermalen Quellen zu unterscheiden - das ist wichtig. 


Tiefenauswertung - PGM

Warum werte ich die Fraktion Nicht-Eisenmetalle als Tiefenauswertung aus?
Die Nicht-Eisen-Tiefenauswertung (Bunt-/Halbmetalle ohne Fe-Block) ist mein Lageplan für die Lagerstätte. Sie zeigt mir, welches Sulfid-/Sulfosalz-System arbeitet (Cu–Zn–Pb–Sn–As–Sb…), ob das Au-Fenster sauber ist (As/Pb-Band). Ohne sie interpretiere ich Au im Blindflug - nicht sehr gut.., denn dadurch erkenne ich die Lagerstättentypen - die Cu–Zn–Pb–Sn–As–Sb-Signatur verrät mir das System. 
Zum Beispiel Tennantit/Tetraedrit (Cu–As/Sb), Chalkopyrit/Sphalerit (Cu–Zn), Galenit-Anker (Pb), Sn/W-Einfluss (Granit/pegmatisch) - usw..usw..,das spart mir Monate an Umwegen - diesen Fehler hatte ich bei einer von mir gefundenen Fe-Au-Lagerstätte gemacht. Gerne könnt ihr euch das Video dazu anschauen: Gold gebunden in Eisen?


Tiefenauswertung - Nicht-Eisenmetalle



Warum werte ich die Fraktion Eisenmetalle als Tiefenauswertung aus?
Die Eisen-Tiefenauswertung ist mein Matrix-Check. Fe (mit Mn/Ti/Cr/V, optional Co/Ni) sagt mir, wie das Gestein das Au-Fenster formt: dämpft, streut, verschiebt, oder trägt sogar das Au in Sulfiden. Ohne mein Fe-Block ist jedes Au-Signal Interpretationssport und das möchte ich nicht, definitiv nicht. 
Aber, dass Fe allein heißt nichts. Fe + S stabil → Pyrit/Pyrrhotin-Schiene (sulfidisch, primärfreundlich). Fe hoch, S schwach bis null + Mn/Ti → Oxid/Hydroxid-Schiene (Hämatit/Goethit/Ilmenit), typisch für Remobilisierung/Beläge (sekundärfreundlich). Das ist "Genese-Gold" wert und wer die Genese versteht, kann diese direkt im Gelände aufsuchen - ohne Umwege. 

Tiefenauswertung - Eisenmetalle

Warum werte ich die Polymetalle als Tiefenauswertung aus?
Die Polymetalle-Tiefenauswertung ist mein ultimatives System-Decoder.  
Sie zeigt mir, welche Erzfamilie arbeitet, ob mehrere Impulse/Überprägungen im Spiel sind und ob mein Au-Narrativ wirklich trägt oder nur hübsch aussieht - Hübsch aussieht wurde mir ja schon vorgeworfen/kritisiert und ich habe an diesem Kritikpunkt gearbeitet. 
Ohne dieses Auswertung fahren die Einzelelemente spazieren und ich übersehe dabei das ultimative Lagerstättencode-Muster was mir ein haufen Zeit in der Gelände-Hypothese erspart. 


Tiefenauswertung - Polymetalle


Disclaimer:
In diesem Blogbeitrag habe ich nicht mein komplettes Setup verraten, weil ich sogenannte Trittbrettfahrer nicht in die Hand spielen möchte, dass muss man verstehen, weil sich solche Trittbrettfahrer gerne mit fremden Federn schmücken möchten - der Facebook-Betreiber Goldfex ist dabei so ein Kandidat. Übrigens, das ist jetzt nicht persönlich und soll auch nicht abwertend sein, aber ich ich sehe ihn eindeutig als Trittbrettfahrer - meine Meinung.

Zum Beispiel schrieb er in September 2025 in einen seiner Beiträge, dass: 

"Der Bayerwaldgneis ist mutmaßlich aus einem erodierten Gebirge, das vor Milliarden Jahren an gleicher Stelle war, entstanden. Die Geologie reicht 3,2 Milliarden Jahre zurück. Reste von drei Rumpfgebirgen liegen hier anscheinend übereinander.“

Das kann man so nicht stehen lassen..
Der sogenannte Bayerwaldgneis ist kein homogenes Relikt eines vor 3,2 Milliarden Jahren existierenden Gebirges. Vielmehr handelt es sich um ein tektonisch vielschichtiges Grundgebirge, das überwiegend während der variszischen Orogenese (ca. 340–300 Mio. Jahre vor heute) überprägt wurde. Die heute sichtbaren Gneise bestehen aus unterschiedlich alten Protolithen, deren Ursprung weit auseinanderliegen kann – von paläoproterozoisch bis ordovizisch – und die durch Metamorphose, Intrusion und Deckenüberschiebung mehrfach umgewandelt wurden.
Ein durchgehend 3,2 Milliarden Jahre altes Gneisgebirge im Bayerischen Wald ist "wissenschaftlich" nicht belegt. Was es aber gibt, sind einzelne detritale Zirkone mit sehr hohem Alter, praktisch ein Krusten-Erbgut, das aus älteren Quellen stammt, nicht aber ein Nachweis für eine lokale Gebirgsbildung zu dieser Zeit. 
Wenn also von „Geologie bis 3,2 Ga“ die Rede ist, bezieht sich das ausschließlich auf solche Komponenten, nicht aber auf das heutige Gestein oder schon garnicht auf die Entstehung des Bayerwaldgneises als Ganzes.
Auch der Begriff „drei Rumpfgebirge übereinander“ ist extrem missverständlich. Gemeint ist vermutlich die tektono-metamorphe Stapelung mehrerer Deckeneinheiten wie sie im Moldanubikum typisch sind. Das sind und das muss man klar sagen, keine erhaltenen Altgebirge, sondern stark überprägte Krustenfragmente, die in einer langen geologischen Geschichte mehrfach verschweißt, deformiert und reaktiviert wurden.

Zu dieser, seiner Aussage möchte ich auch Stellung nehmen: 

"Durch vulkanische Aktivität wärend und nach der Auffaltung der Varisziden könnte sich natürlich auch Gold durch chemische Prozesse gebildet haben."

Zwischen ca. 370–300 Mio. Jahren prägte die variszische Orogenese den Bayerischen Wald mit einer
starken Faltung, Überschiebung/Deckenstapelung und metamor­pher Überprägung
Im späten Variszikum kam es zu umfangreichem Magmatismus, vor allem plutonisch (Granitkörper, Migmatite/Anatexite) - diese Wärmeereignisse sind flächig belegt. 
Ergussgesteine (echte Vulkanite) sind in dieser Region nur lokal und stark überprägt erhalten, die meisten vulkanischen Decken wurden abgetragen oder metamorph umgewandelt, Metabasite/Metavulkanite sind dabei als Reste zu sehen.
Im Postvariszischen (Permo-Karbon) gibt es im weiteren Böhmischen Massiv durchaus Vulkanismus, aber im Kern des Bayerischen Waldes dominiert die plutonische Signatur. Spätere alpine Fernfeldspannungen haben Strukturen reaktiviert, jedoch keine jungen Vulkanfelder im Bayerischen Wald erzeugt.

Geologisch ist der Betreiber von Goldfex zwar richtig unterwegs, Goldtechnisch aber nur Teils richtig, teils nicht richtig. 
Die Goldbildung des Bayerischen Wald dominiert auf eine plutonisch-hydrothermale Prägung, aber erhaltene Vulkandecken spielen dort keine Au-Leitrolle - das ist ziemlich wichtig, dass man diesen Unterschied erkennt. 

Nun zum letzten Punkt und dazu möchte ich auch Stellung nehmen:

"Mein Problem dabei war.. wie kann Gold so nahe an der vermeitlichen Primärquelle so glatt, geplättet und teilweise gefaltet sein..?"

„Glatt, geplättet, gefaltet“ ist kein Widerspruch zur Nähe einer Primärquelle. Gold ist extrem duktil, in Scherzonen und unter metamorpher Belastung zum Beispiel wird Au plastisch ausgerieben, verflacht und kann sogar gefaltet werden. Dafür gibt es aber einschlägige Literaturen die öffentlich zugänglich sind. Waschgold zum Beispiel sollte man "geologisch lesen" um die vermeintlich Primärgebiete zu finden - dies ist allerdings eine Kunst für sich und diese Kunst lässt sich lernen - ich wollte bissi gemeiner schreiben, aber ich belasse es. 



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